Blaupausen und Patente f�r alle ? das Prinzip hat die Software-Branche verwandelt. Jetzt bringen Aktivisten die Idee in die Industrie.
Auf Sam Muirheads W�schest�nder h�ngen ma�geschneiderte Unterhosen. Vor vier Jahren ist der neuseel�ndische Filmemacher mit seiner Freundin nach Berlin in die N�he des Kottbusser Tors gezogen. Die Stadt ist hier eher arm als sexy, kein Ort f�r ma�geschneiderte Kleidungsst�cke. Doch Muirhead meint, diese k�nnten helfen, die Welt zu ver�ndern. Denn sie entstanden ganz in Eigenregie, ohne Hilfe eines gro�en W�scheproduzenten. Und warum sollte, was mit Unterhosen geklappt hat, nicht auch mit Autos, H�usern oder Telefonen, einfach mit allem funktionieren?
Vorangegangen war ein Experiment des 29-J�hrigen. Ein Jahr lang kaufte Muirhead nichts, auf das es ein Patent oder Urheberrecht gab ? weder Seife noch Software. Muirhead wollte herausfinden, ob es m�glich sei, ein Leben abseits von Copyrights und Lizenzen, also unabh�ngig vom geistigen Eigentum gro�er Konzerne, zu f�hren. Er nannte das Experiment "Year of Open Source". Und es gelang.
Die meisten Menschen kennen den Begriff Open Source nur im Zusammenhang mit Computern. Dort steht er f�r kostenlose Software wie den Firefox-Browser oder das B�roprogramm Open Office. Doch Open Source steht nicht nur f�r digitale Kostenloskultur. Es ist auch ein Denkansatz.
Open Source: Jeder darf mal
Um ihn zu verstehen, muss man in die siebziger Jahre zur�ckkehren. Damals wurden Computer zusammen mit Software verkauft, inklusive des dazugeh�rigen Quellcodes. Nutzer konnten Verbesserungen vornehmen und diese dann wieder mit anderen teilen. Es bildete sich eine Szene, die gemeinsam an besseren Produkten arbeitete. Doch dann entdeckten Hersteller Software als lukrativen Markt. Programme wurden separat verkauft und Codes zum Gesch�ftsgeheimnis.
Ein paar Programmierer und Aktivisten wehrten sich dagegen. Mitte der achtziger Jahre gr�ndete sich die Free Software Foundation, Ende der Neunziger die Open Source Initiative. Auch wenn beide Gruppen bis heute zerstritten sind, geht es ihnen im Grunde doch um das Gleiche: Software mit offenen Quellcodes, die jeder weitergeben und weiterentwickeln darf. Eine digitale Welt, die auf Gemeinschaft statt auf Grenzen basiert.
Lange galten freie Betriebsprogramme und offene Software als kompliziert und unverst�ndlich. Der Durchbruch kam kurz nach der Jahrtausendwende mit Firefox. Der offene Browser war nicht nur gratis ? er war auch mindestens so gut wie die Konkurrenz. Heute ist Firefox der meistgenutzte Browser weltweit, ganze St�dte stellen auf freie Betriebssysteme um. Open-Source-Programme f�r Fotobearbeitung genauso wie f�r Tonmischung, E-Mails und eben ma�geschneiderte Unterhosen.
Der Internetbrowser Firefox war der Durchbruch f�r freie Software
"Das ist ganz einfach", sagt Muirhead und klappt seinen Computer auf. "Mit meinen Ma�en errechnet dieses Programm auf meinen K�rper angepasste Unterhosen." Auf dem Bildschirm flimmern Schnittmuster und Zahlen. Muirhead k�nnte mit diesen Daten zu einem "Co Sewing Space" gehen, einem offen N�hatelier, wo anhand der Daten Stoffst�cke ausgeschnitten werden, die man dann nur noch zusammenn�hen muss.
Dasselbe Prinzip existiert mittlerweile auch f�r M�bel, Geschirr oder Schmuck. In fast jeder gro�en Stadt haben offene Werkst�tten oder FabLabs er�ffnet, in denen man mit 3-D-Druckern oder CNC-Fr�sen Daten in M�bel, Spielzeuge oder Geschirr verwandeln kann. W�hrend unsere Welt immer digitaler wird, wird die Idee von Open Source analoge Realit�t zum Anfassen. Was bei Software funktioniert hat, sollte auch bei der Hardware klappen. Nutzer teilen in Foren ihre Entw�rfe, verbessern andere und stellen sie wiederum ins Netz. Es geht nicht um Geld, sondern um Spa�, Ruhm und Gemeinwohl. Idealisten basteln an Open-Source-H�usern und Satelliten, sie laden Pl�ne f�r Saftpressen und Fahrradanh�nger gratis ins Internet.
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