Ein staubiger H�gel, kaum Pflanzen, keine markanten Geb�ude ? wo soll das sein? Eliot Higgins analysiert Videos von IS-Terroristen, bis er wei�, wo sie entstanden.
Der Hintergrund im Video von James Foleys Enthauptung ist auf den ersten Blick eint�nig. W�ste, kaum Bewuchs, ein paar H�gel, ein verschwommenes Tal am Horizont. Das Video k�nnte �berall aufgenommen worden sein. Aber wahrscheinlich geschah es auf den H�geln s�dlich der Stadt Raqqa im Norden Syriens. Eliot Higgins hat die exakte Position recherchiert, von seinem B�ro im englischen Leicester aus. Es gibt nach Angaben der Times Zweifel daran, ob Foley wirklich vor laufender Kamera get�tet wurde oder ob das Video nachbearbeitet wurde. Aber den Ort der Aufnahme hat Higgins gefunden, da ist er sich ziemlich sicher.
Higgins wurde bekannt als "Brown Moses". Unter diesem Namen fing der Brite vor drei Jahren an, Videos zu analysieren und daraus ein journalistisches Format zu machen. Nach einer Crowdfunding-Kampagne im vergangenen Jahr startete er die Seite bellingcat.com. Er und einige Mitstreiter versuchen dort, in �ffentlich zug�nglichen Dokumenten Spuren und Belege zu finden, um Medieninformationen zu verifizieren oder Propaganda zu entlarven.
Zuletzt haben sie ein Trainingscamp prorussischer Milizen in der Ukraine lokalisiert, ein Trainingscamp der IS-Terroristen im Irak und eben den Ort, an dem James Foley get�tet wurde.
Ihre Recherche dauert manchmal 20 Minuten, manchmal 20 Stunden, schreibt Higgins in einer E-Mail an ZEIT ONLINE. Das Foley-Video sei ein schwieriger Fall gewesen, weil so wenige Informationen im Video zu finden waren. Er sei sich aber sicher, den richtigen Ort gefunden zu haben.
Ausgangspunkt war die Aussage anonymer Quellen in einem Guardian-Artikel, beim Sprecher in dem Video handele es sich um einen Mann, der in der syrischen Stadt Raqqa stationiert sei.
Zun�chst sah sich Higgins deshalb ein Satellitenbild von Raqqa an. Eine H�gellandschaft konnte er im S�den der Stadt erkennen. Licht und Schatten im Video deuteten laut Higgins zudem darauf hin, dass das Video morgens aufgezeichnet wurde und dass die Kamera nach Norden zeigte. Das spreche daf�r, dass der H�gel, auf dem das Video aufgezeichnet wurde, s�dlich der Stadt liegt, so wie es die Tippgeber des Guardian behauptet hatten.
Dann begann die eigentliche Spurensuche: Das Video muss auf einer Art Anh�he entstanden sein. Higgins erkannte einen staubigen Pfad, der durch eine L�cke in den Steinen nach unten f�hrt. Im Hintergrund sind keine Strukturen au�er einigen B�umen und einzelnen H�usern zu sehen. Higgins durchsuchte das Areal s�dlich von Raqqa mithilfe der Satellitenbilder auf Wikimapia, bis er einen passenden H�gel fand, von dem aus man den Pfad, die L�cke im Fels und die vereinzelten Strukturen im Hintergrund sehen m�sste. Auf seiner Website hat er zahlreiche Bilder ver�ffentlicht, die verdeutlichen, wie viel Flei�arbeit in dem Versuch steckt, diesen H�gel ausfindig zu machen.
Lehrvideos f�r Journalisten
Hat Higgins damit irgendetwas bewiesen, das einer Regierung oder einem Geheimdienst n�tzt? Nein, bestenfalls hat er die Quelle des Guardian verifiziert. Aber letztlich ist genau das auch sein Anspruch. Seine Recherchen sind keine journalistischen Artikel, die f�r sich selbst stehen sollen. Vielmehr will der Brite zeigen, wie sich Informationen �berpr�fen lassen, ohne vor Ort zu sein, als Nachhilfe f�r Journalisten. Zu diesem Zweck hat er auch Lehrvideos auf seiner Website ver�ffentlicht. Der Bedarf nach solchen Anleitungen ist gro�, denn Journalisten arbeiten mittlerweile h�ufig mit Quellen aus sozialen Netzwerken wie Twitter, Facebook und YouTube. Manche Medienh�user besch�ftigen sogar Spezialisten f�r die Verifizierung von Social-Media-Inhalten, andere bedienen sich aus frei zug�nglichen Handb�chern.
Zu den wichtigsten Werkzeugen geh�ren neben Google Earth
- das schon erw�hnte Wikimapia, wo Freiwillige nach dem Wikipedia-Prinzip die Satellitenfotos von Google, Bing und anderen Quellen um Eintr�ge zu markanten Orten und Geb�uden erg�nzen
- die zu Google geh�rende Foto-Sharing-Seite Panoramio, auf der Nutzer Fotos mit Geodaten hochladen k�nnen,
- Flash Earth zum Vergleich von Satellitenbildern verschiedener Anbieter.
Higgins schreibt: "Journalisten werden langsam auf unsere Arbeit aufmerksam. Aber ich sehe, dass vor allem Nichtregierungsorganisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch diese Techniken regelm��ig benutzen."��
Wenn seine Arbeit als Ausgangspunkt f�r weitere Recherchen und Artikel genutzt wird, ist er zufrieden. Aber Geld verdient er damit nicht, jedenfalls nicht direkt. Deshalb sucht er jetzt nach F�rdermitteln f�r seine Website, um weiterarbeiten zu k�nnen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen