Eine Funktion in iOS 8 k�nnte 800.000 mobile Ger�te miteinander verbinden. So k�nnte ein alternatives, von der Struktur des Internets unabh�ngiges Netzwerk entstehen.
Anfang Juni 2014: Die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) nimmt Mossul ein. Die irakische Regierung geht zum Gegenangriff �ber. Sie schickt jedoch keine Soldaten, sie blockiert das Internet. Viele Iraker k�nnen weder Facebook, Twitter noch andere Nachrichten-Dienste aufrufen. Die Ma�nahme ist eine Reaktion auf die IS-Miliz und ihren �u�erst professionellen Social-Media-Auftritt, mit dem sie ihre Propaganda streut.
Inwiefern die Blockade tats�chlich die Reichweite der verst�renden Fotos und Videos verringert, ist nicht �berpr�fbar. Eines hat die Blockade aber in jedem Fall ver�ndert: Die Art, wie die Iraker kommunizieren. In den folgenden Tagen luden sich Tausende Iraker die App Firechat der Firma Open Gardens auf ihre Smartphones. Mit dieser App k�nnen Nutzer offline, also ganz ohne Internet, chatten und Informationen austauschen.
Firechat macht sich eine Funktion des mobilen Betriebssystems iOS 8 von Apple zunutze. Sie ist klein und unscheinbar, weder ein knalliger Name noch ein auff�lliges Logo zieren die Seiten, auf denen Apple sie vorstellt. Das Feature nennt sich Multipeer Connectivity Framework und ist eine Erweiterung von Airplay. Mit Airplay verbinden Apple-Nutzer ihre Ger�te miteinander.
Feature gegen Zensur und andere Katastrophen
Niemand w�rde hinter dieser Funktion ein m�chtiges Tool vermuten, das Zensur verhindern und freien Meinungsaustausch erm�glichen kann. Aber genau das ist sie. Sie ist sogar so m�chtig, dass sie das Internet in Teilen ersetzen k�nnte. Denn sie erlaubt unabh�ngig von der Infrastruktur des Internets den Aufbau eines alternativen Netzwerks. Solche alternativen Netze werden Mesh-Netzwerke (mesh networks, �bersetzt etwa: vermaschtes Netz) genannt.
Das funktioniert �ber Kabel und ? wie im Fall von Firechat ? auch mobil �ber Funkwellen. Ist auf einem Smartphone Firechat installiert, sucht das Ger�t andere Firechat-Nutzer in der Umgebung. Die Ger�te kommunizieren zum einen �ber Bluetooth (Frequenzen im Bereich von 2,402 bis 2,480 GHz), zum anderen �ber Wifi-Direct (2,4 GHz und 5 GHz). Findet ein Firechat-Nutzer einen anderen Nutzer in seinem Umfeld, kann er mit ihm chatten. Viel wichtiger ist aber: Er bildet mit ihm die erste Masche in einem Mesh-Netzwerk. Daran k�nnen sich weitere Nutzer �ber Firechat anschlie�en. So wird aus einzelnen Maschen ein alternatives Netz. Mittlerweile funktioniert Firechat sowohl f�r Apple als auch f�r Android.
Internet in entlegene Gegenden bringen
In einem Mesh-Netzwerk k�nnen Nutzer grunds�tzlich alles tun, was �ber das Internet m�glich ist: chatten, telefonieren, Fotos und Videos austauschen. Au�erdem k�nnen Firechat-Nutzer ihren Internetzugang anderen Nutzern anbieten. Das hei�t, ein Mesh-Netzwerk kann das Internet auch in Regionen bringen, in denen es daf�r eigentlich keine Infrastruktur gibt. So geschehen im Irak nach der Blockade.
Mesh-Netzwerke bieten aber noch weitere Vorteile gegen�ber dem herk�mmlichen Internet. Sie sind tats�chlich dezentral und damit weniger anf�llig f�r Eingriffe von au�en. Jeder Nutzer ist ein gleichberechtigter Knoten. F�llt er aus, wird zur �bermittlung der Information eine andere Route in dem Netz gesucht.
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