IT-Firmen scannen den Mailverkehr ihrer US-Nutzer auf verd�chtige Fotos. Im Kampf gegen Kinderpornografie ermitteln sie gegen jeden ? auch ohne Verdacht. Ist das legal?
Es waren kinderpornografische Bilder auf seinem Rechner. Daf�r wurde in Pennsylvania gerade erst ein Mann festgenommen. Das Besondere: Den entscheidenden Tipp bekamen die Polizisten vom IT-Konzern Microsoft. In Deutschland w�re das nicht erlaubt.
In den USA ist es legal, wenn Anbieter von E-Mail-Konten den Strafverfolgungsbeh�rden Informationen weitergeben, die sie aus abgefangenen Mails haben. Dass Microsoft die Korrespondenz seiner Nutzer filtert, ist schon l�nger bekannt. Auch Google tut dies. Apple und Yahoo behalten sich dies gem�� ihrer Allgemeinen Gesch�ftsbedingungen ausdr�cklich vor.
Auf diesem Wege filtern die Anbieter Spam heraus und verteilen ? im Falle Googles ? ihre Werbung an die gew�nschten Empf�nger. Zum anderen nutzen Microsoft und Google das Recht aufs Filtern, um die E-Mails und Anh�nge ihrer Kunden auf kinderpornografisches Material hin zu �berpr�fen. 2013 hatten beide Unternehmen eine Allianz gegen Kinderpornografie ausgerufen.
Bereits drei Tage nach dem Start der Initiative wurde der erste Google-Nutzer festgenommen. Google hatte den kalifornischen Beh�rden dessen Namen gegeben. Ende vergangener Woche erst gab Google wieder eine Identit�t preis: die eines Texaners, der in seinem E-Mail-Postfach verd�chtige Bilder von Kindern hatte.
Illegale Fotos werden getrackt
Sowohl Microsoft und Google nutzen f�r ihre Filter einen Algorithmus, der jedem Bild einen unverwechselbaren Fingerabdruck geben kann. Ist ein Bild also einmal als kinderpornografisch eingestuft, kann es �berall auf der Welt wiedererkannt werden. Microsoft nennt diese mittlerweile f�nf Jahre alte Technik PhotoDNA. Facebook, Twitter und die amerikanische Polizei nutzen sie ebenfalls. Google setzt sie au�erdem in seinem Chat-Dienst Hangouts sowie seinem Cloud-Speicher Drive ein.
PhotoDNA funktioniert so: Zuerst wird das Bild in ein Schwarz-Wei�-Bild umgewandelt, auf eine einheitliche Gr��e gebracht und in Kacheln eingeteilt. Der Algorithmus gibt nun jeder Kachel eine Nummer, abh�ngig davon wie die Schwarz-Wei�-Verl�ufe darin aussehen. Aus den vielen Nummern der einzelnen Kacheln generiert sich der einzigartige Fingerabdruck. Das funktioniert selbst dann, wenn die Bilder bis zu einem gewissen Grad ver�ndert werden.
Ermitteln gegen jeden ? v�llig ohne Verdacht
Problematisch an dieser Technik ist nicht, dass sie am Ende dazu dient, H�ndler und Nutzer von Kinderpornografie zu belangen. Das ist richtig und legal. Denn der Erwerb, Handel und Besitz von Kinderpornografie ist nach kalifornischem Recht strafbar ? genau wie nach deutschem. Fragw�rdig ist die Rolle, die die Firmen dabei einnehmen. Denn die Verfolgung von Straftaten ist Aufgabe des Staates. Unternehmen steht das gesetzlich nicht zu.
Microsoft hat auf derlei Bedenken bislang nicht reagiert. Google erkl�rte gegen�ber der Nachrichtenagentur AFP, man nutze die Technologie ausschlie�lich, um kinderpornografische Bilder zu identifizieren. Andere E-Mail-Inhalte, die mit kriminellen Aktivit�ten in Verbindung stehen k�nnten, w�rden nicht untersucht.
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