F�r ihre Rolle im NSA-Skandal bekommen das Kanzleramt und seine Hausherrin den Big Brother Award 2014. Preise gab es auch f�r LG, MeinFernbus ? und das Wort "Metadaten".
Protest gegen �berwachung vor dem Kanzleramt im Oktober 2013��|� � Wolfgang Kumm / dpa
Angela Merkel ist nicht nur die erste Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland, sondern auch die erste Regierungschefin, die mit einem Big Brother Award ausgezeichnet wird. Streng genommen geht der Preis an das ganze Bundeskanzleramt, vertreten durch Kanzleramtschef Peter Altmaier und eben die Hausherrin, f�r "geheimdienstliche Verstrickungen in den NSA-�berwachungsskandal".
Das Kanzleramt sei zust�ndig f�r die oberste Fachaufsicht �ber den Auslandsgeheimdienst BND, sagte Jury-Mitglied Rolf G�ssner. Die deutschen Geheimdienste kooperierten eng mit der NSA und anderen Diensten. BND und das Bundesamt f�r Verfassungsschutz seien an den Sp�hprogrammen und Infrastrukturen der NSA beteiligt und w�rden von deren Werkzeugen ? namentlich das Sp�hprogramm XKeyscore ? profitieren. Gleichzeitig h�tten es die alte und die neue Bundesregierung vers�umt, die B�rger und Unternehmen des Landes vor der Massen�berwachung zu sch�tzen.
In der Kategorie Wirtschaft bekommt die Firma CSC Solutions Deutschland aus Wiesbaden den Big Brother Award. Deren amerikanische Mutterfirma ist eines der vielen Unternehmen, die f�r die US-Geheimdienste arbeiten: CSC hat unter anderem das interne Kommunikationssystem der NSA mit aufgebaut und war an den Verschleppungsaktionen der CIA beteiligt. Die Bundesregierung hat CSC in den vergangenen Jahren immer wieder mit "delikaten Aufgaben betreut", wie Rena Tangens von Digitalcourage in ihrer Laudatio sagte: Das Unternehmen war am deutschen Waffenregister beteiligt, am elektronischen Personalausweis, an De-Mail sowie an der �berpr�fung einer Schn�ffel-Software der Gamma Group, die der n�chste deutsche Staatstrojaner werden k�nnte.
Ausgezeichnet wurde auch das Unternehmen MeinFernbus GmbH, weil K�ufer von Onlinetickets immer auch einen amtlichen Ausweis beim Busfahrer vorzeigen m�ssen. Dadurch werde "anonymes Reisen per Bus unm�glich", kritisierte Laudator Peter Wedde. Eine gesetzliche oder sonstige Verpflichtung f�r die Ausweiskontrolle gebe es nicht ? und wer versucht, sein Ticket beim Einsteigen bar zu zahlen, m�sse entweder mehr zahlen oder k�nne gar nicht mitfahren, weil der Bus schon ausgebucht ist.
Spione im Auto und smarte TVs
In der Kategorie Technik bekamen die nicht n�her benannten "Spione im Auto" den Big Brother Award 2014. Gemeint sind neue Technologien von m�glicherweise obligatorischen Unfalldatenschreibern in jedem Fahrzeug �ber neue Ortungsdienste oder Fahrtenschreiber f�r Autoversicherungen bis zu den Betriebssystemen von Google und Apple, die es mittlerweile f�rs Auto gibt. "Wir vergeben den Preis darum fu?r das geplante Gesamtwerk, um auf die bedenklichen Tendenzen hinzuweisen", sagte Frank Rosengart vom Chaos Computer Club bei der Preisverleihung.
Das koreanische Unternehmen LG bekommt den Big Brother Award f�r seine "smarten" Fernseher mit Internetverbindung. Im November hatte ein britischer Blogger entdeckt, dass sein LG-Fernseher sein Nutzungsverhalten analysierte und die Daten unverschl�sselt an LG-Server �bertrug ? auch dann, wenn diese tief im Einstellungsmen� versteckte und standardm��ig aktivierte Funktion deaktiviert wurde. LG hatte zwar schnell Besserung gelobt ? trotzdem sagte der K�nstler und Aktivist padeluun von Digitalcourage in seiner Laudatio, die Firma habe sich den Award "redlich verdient."
Positivpreis f�r Edward Snowden
Erstmals hat der Verein in diesem Jahr auch einen Positivpreis verliehen. Er hei�t "Julia and Winston Award", benannt nach den Protagonisten aus George Orwells Roman 1984. Gewonnen hat ihn ? wenig �berraschend ? Edward Snowden. Der Preis ist mit einer Million dotiert ? einer Million Aufklebern. Die will der Verein nun "an die Bev�lkerung versenden, um damit der Forderung nach Asyl und sicherem Aufenthalt von Edward Snowden in Deutschland Nachdruck zu verleihen".
In seiner Laudatio auf Snowden sagte Heribert Prantl von der S�ddeutschen Zeitung (laut Manuskript), Snowden sei "ein Symbol fu?r den zivilcouragierten Widerstands eines Einzelnen gegen ein ma?chtiges staatliches System. Er ist ein Winzlings-David, der gegen einen Super-Goliath aufgestanden ist."
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