So wie Facebook wollte auch Google die Mitglieder seines sozialen Netzwerks zwingen, ihre echten Namen zu benutzen. Nun verzichtet Google darauf und entschuldigt sich.
In einem unerwarteten Schritt hat Google f�r Google-plus-Benutzerkonten den Klarnamenzwang sowie bisherige Verifizierungsmodalit�ten f�r Pseudonyme�abgeschafft. Ab sofort sind Nutzer bei der Wahl ihrer Namensangaben im Profil v�llig frei, wie das Unternehmen auf Google plus verk�ndet.
�berraschend ist der Schritt, weil die Debatte �ber Sinn und Unsinn der Erforderlichkeit des Klarnamens bei Google plus schon drei Jahre zur�ckliegt. Damals befand sich die kurz zuvor eingef�hrte, alle Google-Dienste vernetzende "soziale Ebene" f�r das Unternehmen gewisserweise noch im Aufwind. Zumindest waren Google selbst und leidenschaftliche Nutzer seines Social Networks voller Hoffnung.
Mittlerweile ist Google plus die Puste ausgegangen. Auch, weil aus Unternehmenssicht eine wichtige Aufgabe von Google plus abgeschlossen wurde,�n�mlich die Vereinheitlichung der Benutzerkonten zur besseren, effektiveren Werbevermarktung und Nutzerdatenanalyse. Dass der Konzern selbst keine gro�en Ambitionen mehr f�r Google plus hat, zeigt die Abwesenheit seiner Erw�hnungen auf der j�ngst abgehaltenen Google-Entwicklerkonferenz I/O. Der "Vater" des Projekts, Vic Gundrota,�verlie� das Unternehmen j�ngst.
Anfang 2012 hatte Google zwar schon Pseudonyme erlaubt und damit seine "Gebrauchsnamenpflicht", wie das Unternehmen es selbst nannte," etwas aufgeweicht. Doch Kritikern ging der Schritt nicht weit genug, zumal er erheblichen Einschr�nkungen unterlag.
Die jetzige Entscheidung zur Abschaffung des Klarnamenzwangs begr�ndet Google mit dem Streben nach einem alle Menschen inkludierenden Ort. Das Unternehmen entschuldigt sich auch gleich noch bei allen Personen, die sich bislang durch den Zwang zur Angabe ihres vollen Namens ausgegrenzt f�hlten.
Ein Schritt, um YouTube-Nutzer zu bes�nftigen?
Der Schritt, ausgef�hrt zum H�hepunkt des medialen Sommerlochs, im Urlaubsmonat Juli kurz nach Abschluss der Fu�ballweltmeisterschaft, wirkt schon etwas kurios. Als Reaktion auf die einstigen Proteste gegen Googles sture Haltung kann der Entschluss aufgrund der seitdem vergangenen Zeit kaum gewertet werden. Und ganz ohne Begrenzungen kommen die Namensrichtlinien auch weiterhin nicht aus: Auf der Hilfeseite, die w�hrend einer Namens�nderung verlinkt wird, informiert Google dar�ber, dass nach einer Modifizierung bis zu drei Monate lang keine weiteren �nderungen m�glich sind.
Unterm Strich l�sst sich die Neuigkeit, so nebens�chlich sie f�r viele Anwender auch klingen mag, dennoch als Strategiewechsel bezeichnen. Google scheint nicht mehr l�nger um jeden Preis die namentliche Identit�t der User in Erfahrung bringen zu wollen. Sei es, weil f�r die gezielte Anzeigenauslieferung ohnehin hinreichend Datenpunkte �ber jeden einzelnen Google-User vorhanden sind. Oder vielleicht, weil das Unternehmen doch noch einmal versuchen m�chte, Google plus einen Push zu geben ? und das dieses Mal �ber eine Differenzierung vom Hauptwettbewerber Facebook, nicht als "Me Too"-Produkt.
Vielleicht geht es aber auch nur darum, Kritiker der unpopul�ren Implementierung von Google plus als Kommentarmodul bei YouTube zu bes�nftigen: Seit November ist ein Profil bei Google plus n�tig, um YouTube-Videos zu kommentieren ? was unter YouTube-Nutzern f�r einigen �rger gesorgt hat. Und anders als das aktuelle Google plus ist YouTube f�r Google wichtig.
Vermutlich ist die Ma�nahme nur der erste von mehreren Teilschritten, mit denen Google plus in den n�chsten Monaten umgebaut, in den Hintergrund ger�ckt oder f�r einen Relaunch fit gemacht wird. Denn in der aktuellen Form erf�llt das Produkt f�r Google keine bedeutende Rolle (mehr).
Erschienen auf netzwertig.com
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